Wie organisiert man einen Tanzworkshop und eine Performance online in Zeiten einer globalen Pandemie: Unsere Learnings.

 1. Einleitung und Online Formate

2020 ist für uns alle ein verrücktes Jahr gewesen. Wir wurden dazu gezwungen all unsere Pläne abzusagen und haben dabei gelernt im Moment zu leben. Die globale Pandemie hat uns auch dazu gebracht, zu Hause zu bleiben, in sozialer Isolation zu leben und neue Wege zu finden, um in Kontakt miteinander zu bleiben.Wie viele andere gesellschaftliche Veranstaltungen musste auch unser Festival in diesem Jahr komplett online stattfinden. Wie immer zuvor  war es unser Ziel, Raum für Künstlerinnen zu schaffen, sich auszudrücken und mit anderen Kreativen in Kontakt zu kommen.  Es stellte jedoch eine große Herausforderung dar, den besten Weg zu finden, um die Veranstaltungen online zu ermöglichen, Menschen einzubeziehen und dennoch eine inspirierende und engagierte Atmosphäre zu schaffen.

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2. Tanzworkshop 

Tanz war schon immer eine der sozialsten Kunstformen. Die Leute haben sich auf der Straße versammelt und tanzten miteinander. Und jetzt 2020 mussten wir den Körperkontakt vermeiden und zusammen durch Bildschirme tanzen. Online? Wie in den letzten zwei Jahren hatten wir als Teil unseres Programms einen Tanzworkshop und eine Performance – dieses Jahr wieder unter der Leitung des bulgarischen zeitgenössischen Tanztheaters ATOM. In diesem Jahr haben wir beide Veranstaltungen unter dem Motto „DANCEmocracy“ ins Leben gerufen und wollten das Thema Demokratie durch Körperbewegung untersuchen. Für den Tanzworkshop vertrauten wir Kalina Georgieva, dass sie auch online die Magie eines persönlichen Workshops kreieren kann.

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Wir hatten 9 Teilnehmer_innen, die ihre Angst überwunden haben, die Kamera zu Hause einzuschalten und davor zu tanzen. Zu Beginn hatten wir eine kleine Einführungsrunde, die darauf abzielte, einen sicheren Raum zwischen allen Teilnehmer_innen zu schaffen und die Ziele und Werte der Veranstaltung in Erinnerung zu rufen. Anschließend wurden die Teilnehmer_innen gebeten, einen Satz oder ein paar Worte aufzuschreiben, die sie mit „Demokratie“ verbinden und dieses dann  auch durch Bewegung und Tanz auszudrücken. Der aufregende Teil war, dass alle Teilnehmer_innen in Gruppen arbeiteten und über Zoom eine Performance erstellen mussten. Am Ende hatten wir 3 großartige Auftritte, die uns nicht nur bewegten, sondern alle Teilnehmer_innen inspirierten und berührten. Zum Abschluss des Workshops tanzten wir alle gemeinsam: Wir spiegelten uns gegenseitig und folgten unseren Bewegungen. Kali hat den Workshop auf sehr demokratische Art und Weise gestaltet und den Teilnehmer_innen ermöglicht, ihn aktiv zu gestalten und Anweisungen zu geben.

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Dieser Workshop hat uns gelehrt, dass wir uns auch online miteinander verbunden sein können. Wenn man  mutig genug ist, neue Formate zu erkunden und den zusätzlichen Schritt zur Schaffung eines sicheren Raums zu gehen, kann man auch online von Kunst bewegt und berührt werden.

3. Tanz Performance

Wie oben erwähnt, ist es eines unserer Hauptziele bei dieser Veranstaltung, Künstler_innen eine Bühne zu bieten und Verbindungen zwischen ihnen herzustellen. Nur eine Live-Aufführung haette daher unsere Bedürfnissen nicht befriedigt.

Deshalb haben wir in ganz Osteuropa und Berlin Tänzer_innen aufgerufen teilzunehmen. Wir haben Tänzer_innen herausgefordert, Videos zum Thema DANCEmocracy einzureichen: We move for change. Sie alle hatten die Freiheit, es so zu interpretieren, wie sie es wollen, und ihre Geschichte zu erzählen.

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Am Ende hatten wir 12 Künstler_innen aus mehr als 7 Ländern, die ihre Videos und persönlichen Geschichten mit uns teilten. Um dies als kleines Kinoerlebnis mit Kurzfilmen zu schaffen, haben wir eine YouTube-Performance eingerichtet, die um 19 Uhr online gestartet wurde und bei der das Publikum alle Videos einzeln verfolgen konnte. Unser Hauptziel war es, ein „gemeinsames Erlebnis“ für alle zu schaffen, damit sie wissen, dass sie keine Videos auf Abruf streamen, sondern einem vorbereiteten Programm folgen und alle gemeinsam von verschiedenen Punkten der Welt aus zuschauen.

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Wir hatten Geschichten aus der LGBTQ-Community, von Liebe, Körperbild, Selbstliebe, Ungleichheiten und vielem mehr. Am Abend des 29. Oktober sahen mehr als 70 Menschen gleichzeitig zu und verbanden sich mit unseren Künstlern. Alle Videos sind weiterhin in unserem YouTube-Profil verfügbar und können hier angesehen werden.

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4. Schluss

Rückblickend müssen wir sagen, dass sowohl der Workshop als auch die Aufführung erfolgreich waren, weil sie das von uns gesetzte Ziel erreicht haben. Es ist uns gelungen, eine neue Art der Darstellung des Tanzes zu finden und ihn als Instrument für politisches Engagement zu nutzen. 

Wir haben gelernt, dass neue Lösungen auftauchen, wenn man mutig genug ist aus der Box herauszutreten. Wir hoffen wirklich, bald wieder zum „Normalen“ zurückkehren zu können, aber bis dahin können wir Kunst immer noch online genießen.

 

Vihra Shopova

Der Übersetzungsworkshop “Voices to be heard” findet statt im Rahmen der Osteuropa-Tage 2020, eine Initiative von Städtepartner Stettin e.V., gefördert mit Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.